Gründungsjahr 1946*
Wenn der Euskirchener Tennisclub Rot-Weiß e.V. sein 50 Jubiläum feiert, werden sich nur wenige an die im Gründungsjahr 1946 herrschende Maggel- und Mangelsituation erinnern. Trotzdem gab es damals einen Mann, der sich dranmachte Gleichgesinnte um sich zu scheren, um dem weißen Sport wieder auf die Beine zu helfen.
Es war Helmut Hermans, der aus der Kriegsgefangenschaft in eine Stadt zurückkehrte, die von Trümmern, Not und Hunger geprägt war.
Die Platzanlage des ehemaligen Tennisclubs Grün-Weiß im Stadtwald – links und rechts der Münstereifeler Straße- war nur noch ein Trümmerfeld. Auf dem einzelnen Spielfeld links der B51 vergammelte sogar das Wrack eines abgeschossenen Panzers.
Im Frühjahr hatte Helmut Hermans mit Liselotte Grouven und Ine Weber zwei frühere Klubkameraden aus der „Grün-Weiß-Zeit“ gefunden.
Das Trio leistete gründliche Vorarbeit. Am 1. Juni 1946 traf sich ein Dutzend tatendurstige junge Menschen zur Gründungsversammlung. Dafür mußte die gute Stube der Familie Hermans in der Kapellenstraße 33 herhalten.
Vierzehn Tage später konstituierte sich auf der ersten Mitgliederversammlung im Hotel Joisten der erste Vorstand:
Werner Gall 1. Vorsitzender
Lieselotte Grouven 2.Vorsitzende
Helmut Hermans Spiel- u. Schriftführer
Karl Vogt Kassenwart
Im August 1946 begannen die ca. 33 Mitglieder das erste Spielfeld – von der Stadt kommend links der Münstereifeler Straße – herzurichten. Die Arbeit war mühselig, Bombentrichter mußten zugeschüttet und Trümmer beiseite geräumt werden.
Irgendwie gelang es den Gründungsmitgliedern, das Interesse und die Mitwirkung junger belgischer Offiziere zu wecken. Sie versorgten den jungen Tennisclub mit den damals einzig zugkräftigen Zahlungsmitteln: Kaffee, Schokolade, Zigaretten-und das gleich Stangen- und Pfundweise.
Zur Erinnerung: Eine Stange Camel oder Chesterfield hatte einen Schwarzmarktwert von 2000,– Reichsmarkt, und damit ließ sich wirklich etwas anfangen.
Aber außer dieser Hilfe schweißten die Belgier in einer „Übung“ das Panzerwrack auseinander und karrten mit Militärlastwagen die notwendige Schlacke für den Platzunterbau heran.
Als im Winter 1946/47 eine Zwangspause im Platzbau eingelegt wurde, war man trotzdem aktiv. Es wurde ein reger Tischtennis-Spielbetrieb im Sall Hannemann auf der Kommerner Straße aufgenommen. Das Tischtennis fand so großen Anklang, daß bald erste Turniere ausgetragen wurden. Ein Wettkampf gegen eine Kölner Mannschaft im Saal Joisten lockte hunderte Zuschauer an.
Im Frühjahr 1947 trat Spediteur Willy Daufenbach dem Club bei. Mit seinem Fuhrpark wurde noch manche Ladung Schutt abtransportiert und das Ziegelmehl für die Platzdecke herangeschafft.
Um die Einzäunung mit Maschendraht – man benötigte dazu „Eisenscheine“- sorgten sich „die Vogts“.
Nachdem unter vielen Mühen noch Schlauch, Walze und ein Netz organisiert werden konnten, flog am 18. August 1947 die weißen Bälle zum ersten Mal übers Netz.
(Helmut Hermans hat seine Erinnerungen an die Gründungszeit“ in ausführlicher, rührender und witziger Form im Februar 1971 zusammengefaßt. Interessenten stellt der Vorstand gerne eine Kopie zur Verfügung**)
Anmerkung Redaktion:
* Leider ist der Autor des Artikels nicht namentlich bekannt.